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Das Leben anreichern - mit Achtsamkeit

Karfreitag 2020 – Vergebung ist nötig

Immer geht es um Leben und Tod,
alles vergeht – kein Verweilen kennt der Augenblick!
Darum übt Achtsamkeit. Seid nicht nachlässig, nicht vergesslich!

Diese mahnenden Worte aus dem ZEN finden am Karfreitag, dem "höchsten" christlichen Feiertag, in dieser aufrüttelnden "Corona-Zeit" 2020, besondere Bedeutung.

Karfreitag will uns alljährlich an den gewaltvollen Tod eines bewussten, erwachten Menschen, Jesus genannt, erinnern. Gekreuzigt für den Machterhalt von sogenannten "Recht"-gläubigen.

Es geht um den Tod, der in jedem Moment stattfindet. Den natürlichen, aber auch denjenigen, den wir alle unbewusst mit verursachen, in uns. Um uns herum.

Täglich töten Viren zahllose Menschen, weltweit. Alte, Junge, Mittelalte. Kranke, Gesunde, Gebrechliche. Egal welcher Herkunft, Religion, Rasse, Weltanschauung.

Der Tod kennt keine Trennung oder Unterscheidung. Er ist uns allen gemeinsam. Von wem oder was auch immer verursacht. Kein Mensch ist ausgenommen.

Wir betreten diese Welt nackt. Wir verlassen sie nackt. Was wir dazwischen veranstalten, ist dem Tod egal.

Wie viel Geld wir gehortet haben irgendwo, wie viele Versicherungen wir angelegt haben, welche Reputation wir hatten, wie berühmt wir waren, wie viel Macht wir innehatten, Müllmann oder Präsident. Egal.

Was von diesem zeitlichen Leben bleibt, ist ein Bindestrich zwischen zwei Zahlen auf dem Grabstein.

Man kann sich ernsthaft fragen: Wenn das, wofür wir zeitlebens kämpfen, am Ende egal ist, warum strengen wir uns dann so an? Warum rackern wir uns ab bis zur völligen Erschöpfung?

Warum verletzen oder martern wir uns und diejenigen, die uns nahe sind? Auch die, die wir gar nicht kennen? Durch Ausbeutung, Bewertungen, Verurteilungen, Krieg, vieles mehr?

Warum machen wir uns selbst und anderen Menschen das Leben bisweilen zur Hölle?

Die Antwort ist, aus religiös-spiritueller Sicht, klar: Wir erfahren uns als getrennte Wesen. Wir leiden darunter, denn die Erfahrung von Trennung jedweder Art ist leidvoll und bringt Leid hervor.

In der Regel ist diese existentielle Grundbefindlichkeit unbewusst. Wir suchen im Außen nach dem, was im Innern zu fehlen scheint.

Wir projizieren unser Mangelgefühl nach außen in der Hoffnung, es da zu finden. Wenn ich besser bin als der andere, dann beruhigt sich vielleicht diese Unruhe, die Trennung mit sich bringt. Wenn ich dieses oder jenes "habe - erreiche - weiß - bin", dann ist vielleicht alles gut.

Die tiefsitzende Not darunter findet viele misslungene Ausdrucksformen. Und wir sitzen fatalerweise dem Irrglauben auf, dass die Dinge so sein müssen wie sie sind.

Und dann werden wir plötzlich aufgerüttelt. In unserem übersatten und reichen Land. Aufgerüttelt aus der Trance des höher, schneller, weiter – von einem kleinen Virus. Der bereits weltweit sein "Unwesen" treibt, ausgelöst durch unachtsames menschliches Verhalten und Handeln.

Das Gute: Er weckt uns auf, rüttelt uns wach. Konfrontiert uns mit der Tatsache, dass dieses Leben in Körper und Geist endet.

Jeder ist betroffen. Schwerer, leichter. Jeder hat jetzt die Gelegenheit, im verordneten Rückzug zu erkennen: Leben ist kostbar.

Wir können reflektieren: Wo und wie füge ich mir Leid zu und wie anderen? Wozu bin ich eigentlich hier? Was ist wesentlich?

Wie bin ich mit meinen Liebsten? Worauf baue ich meine Zuversicht und meine Angst?

Wie gehen wir mit den Schwächsten in unserem Land um? Was treiben wir eigentlich auf der Welt als Wirtschaftsnation?

Jede kleinste oder große Zelle auf diesem Erdball kann jetzt aufwachen für dieses kostbare Leben, das einmalig ist. Das schützenswert und liebenswert ist – und zwar jedes einzelne, ohne dass etwas dafür "geleistet" werden müsste!

Wir sehen jetzt: Es ist genug für alle da. Politiker zeigen ihre Handlungsfähigkeit und -bereitschaft, überraschend und unmittelbar.

Vielleicht finden wir jetzt in das Gemeinsame, das Verbindende im Mensch-Sein, finden anders und neu zueinander.

Und es gelingt besser als zuvor, die Aufmerksamkeit dahin zu lenken, was Leben schützt, hält und heilt.

Wenn wir dem Tod nicht mehr ausweichen, sondern hinschauen, wie wir dazu beigetragen haben und beitragen, dass er an Macht gewinnt, kann das beginnen zu leuchten, was das Leben im Innersten zusammenhält:

Liebe und Mitgefühl, in und für sich selbst, für andere, für den gesamten bewohnten Erdball.

"Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun."

Diese Worte, die Jesus in den Mund gelegt werden und die in dem fundamentalen christlichen Leitfaden "Bibel" stehen, könnten das ganze Dilemma der Menschheit nicht gütiger zusammenfassen. Er wünscht Vergebung für die, die ihn töten werden.

Vergib ihnen, denn sie merken nicht, wie sie Leben töten, mitten im Leben.

Die Strahlkraft der Liebe leuchtet aus jeder Silbe, sie leuchtet in den Buchstaben, in der Symphonie dieser Worte.

Vergebung ist nötig.

Wir dürfen uns selbst vergeben für unsere Unachtsamkeit mit uns selbst und mit anderen.

Wir müssen Verantwortung für unsere Nachlässigkeit und Vergesslichkeit übernehmen.

Wir können mit Liebe erkennen, dass der Andere, wie auch das Fremde wir selbst sind. Niemals getrennt.

Wir werden unsere Bestimmung, die "Krone" der Schöpfung zu sein, erfüllen, während wir in eben dieses bewusste und mitfühlende Leben und Handeln aufwachen. Die Zeit ist reif dafür.

"Corona" – übrigens übersetzt, heißt Krone. Vielleicht (k)ein Zufall?