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Vertrauen in unsicheren Zeiten

Ein diffuses Gefühl von Unsicherheit, gefolgt von grundsätzlichen Fragen wie: "Was wird? Worauf und auf wen kann man sich noch verlassen? Wird die Menschheit auch langfristig überleben?" etc. bewegt viele Menschen mehr denn je.

Das ganz persönliche Leben ist mehr oder weniger erschüttert. Wie können wir vertrauen? Worauf? Und wem oder was?

Zum Glück ist der Sommer da. Die Sonne verwöhnt uns mit ihrem schönsten Licht und sanftesten Strahlen. Wir können in ihr baden und in der Natur. Das lässt die Verunsicherung für Momente vergessen.

Aber sie kommt zurück. Nachts, wenn es still ist. Und dunkel. Wenn wir wahrhaftiger mit uns im Kontakt sind. Dann spätestens merken viele, dass nichts so ist wie vorher. Allenfalls an der Oberfläche stellt sich "Normalität" ein.

Angesichts der neuen Herausforderungen brauchen wir einen anderen Blickwinkel. Einen, der uns leben lässt. Der uns versöhnlich sein lässt. Mit uns selbst, wie wir uns gerade fühlen. Mit dem Leben, wie es ist.

Der sorgenvolle Blick in die Zukunft lähmt und bewirkt in der Regel nichts Gutes. Die Wahrnehmung dieses Augenblicks jedoch verändert alles.

Wenn wir tiefer in Berührung mit der Tatsache "Leben" im Moment sind, können wir spüren, wie fragil es ist, wie schnell es vergeht.

Unsicherheit ist in allen Zellen des Körpers und Geistes angelegt. Ständig verändert sich alles in ihm. Gedanken, Gefühle, Empfindungen - alles in uns ist in Bewegung. Immerzu. Wie ein Wunder entfaltet sich jeder Moment neu.

Da der Körper fest und stabil erscheint und Materie an sich fest wahrgenommen wird, bemerken wir das nicht und können uns lange Zeit in Sicherheit wiegen. Unsere Ich-Identität füttert diese Wahrnehmung hartnäckig. Aber um welchen Preis?

Der neue Blickwinkel: Unsicherheit als allem Leben innewohnend einladen und schätzen lernen. Weil sie uns tief in Berührung bringt mit der Zerbrechlichkeit und Zartheit in uns. Mit der Vergänglichkeit in allen Wesen. Mit dem Wert des Lebens.

Übung: Schau hin! – Fühl hin! – Atme!

  1. Wenn ein starkes Gefühl von Verunsicherung oder Unsicherheit, gefolgt von sorgenvollen Gedanken, oder gar Ängsten ankriecht: anstatt zu widerstehen und wegzuschauen, gib dir die Erlaubnis, hinzuschauen und hinzufühlen.

  2. Untersuche mit großem Interesse und sehr genau, was du im Augenblick erlebst: Wie fühlt sich Unsicherheit im Körper an (flatterig, unruhig, schwindelig, Herzrasen …)? Wo nimmst du sie wahr? Bleibe dabei, atme damit. Welche Empfindungen spürst du im Moment? Spür den Atem. Kehr in die Empfindungen zurück.

  3. Bemerke Gedanken, die automatisch hinzukommen. Wahrscheinlich bemerkst du, dass diese eher negativer Natur sind: "Das hört nie auf."“ – "Ich schaffe das nicht." - "Das ist alles schrecklich." - "Mit mir stimmt etwas nicht." etc.

  4. Du kannst dir zuflüstern: "Auch das ist ein Teil von Leben. Auch das gehört dazu." Sicherheit im Sinne von "abgesichert" ist eine Illusion, egal, wie viele Versicherungen wir abgeschlossen haben.

  5. Im stillen Kontakt mit unmittelbarem Leben in dir kannst du erkennen: Dieser Moment Leben ist sicher, du erlebst Leben – und schon verflogen. Und dieser ist sicher – und schon vorbei. Alles fließt, verändert sich, vergeht. Im Hinfühlen und in Berührung sein mit dieser Tatsache wirst du vertraut mit der Zartheit und Zerbrechlichkeit in dir. Und daraus entsteht leise, langsam, ein neues Vertrauen.

  6. Am Ende deiner Erforschung: 3 Minuten mit Aufmerksamkeit im Atmen verweilen. Einatmen – Ausatmen. Vollständig präsent in jedem Atemzug.

  7. Vielleicht mit einem Rhythmus, zählen: 4 einatmen - 2 halten - 4 (oder 6) ausatmen. So wird der Teil des Nervensystems aktiviert, durch den sich der gesamte Organismus beruhigt. Im bewussten Atmen kommen, sind und bleiben wir in Berührung mit einer "sicheren" Konstante, so lange wir leben.

Die Qualität und das Vertrauen in unserem Leben entfaltet sich direkt proportional zu dem Maß an Unsicherheit, das wir in uns liebevoll erlauben können.