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Mein Weg

Brigitte Gerber - Leben im Jetzt 

Seit vielen Jahren sind es drei Dinge, die mir besonders wichtig sind und die mich durch Höhen und Tiefen immer wieder motiviert haben.

Die begrenzte Lebenszeit nutzen
Das Anliegen, die im Alltag schnell verfliegende begrenzte und geschenkte Lebenszeit so zu nutzen, dass ich am Ende sagen kann: „Ich habe mein Leben so gestaltet, wie es mir entsprach, und ich bin im Frieden damit.“

Etwas Sinnvolles tun
Das Bedürfnis, etwas zum Wohl der Menschen und der Gemeinschaft beizutragen und Leid zu lindern.

Frei sein
Der Wunsch, freier von biographischen Konditionierungen und gesell­schaft­lichen Zwängen zu sein, freier von unnötigem Kummer und Ängsten, entschlossener, das zu tun, was ich liebe und Menschen zu begegnen, die ähnlich unterwegs sind.

Das alles hat mich zunächst in das Theo­logie­studium und in die evangelische Kirche geführt. Ich wollte "mit Gott und den Menschen zu tun haben". Eine diffuse Sehnsucht war der Motor. Nach dem Studium in Heidelberg und Berlin ging es weiter in das Vikariat in Ostberlin, direkt nach der Grenzöffnung im Jahr 1989. Anschließend eintauchen in das ganze Spektrum von Gemeindearbeit als Pastorin am Niederrhein.

Der Weg raus aus der Institution Kirche

Nach sieben Jahren wusste ich: Hier geht es nicht weiter. Ich kam innerlich zu­neh­mend in Konflikt mit der Art der Glaubens­ver­mitt­lung, mit einer missverstandenen und Leid her­vor­brin­gen­den Moral und den hierarchischen Strukturen der Institution Kirche. Mein Körper wehrte sich und gab zusätzlich eindeutige Signale. Die sichere Beamtenlaufbahn war mir nicht wichtig. Trotz mahnender Stimmen von Außen folgte ich meiner inneren Stimme.

"Tränen sagen danke" war die Überschrift eines Artikels einer lokalen Tageszeitung nach dem Abschiedsgottesdienst. Ich durfte Spuren legen, dankbar, und weiter gehen.

Ich hörte auf die Stimme meines Herzens

Der innere Antrieb, meinem Herzen zu folgen, führte mich zurück in die Stadt, die ich schon zu Studienzeiten liebte: Berlin. Und hier nahezu direkt auf das ZEN-Kissen. Ich begann, ambitioniert zu meditieren. Das war wie ein "nach Hause kommen". Zeitgleich zog die "Yogaakademie Berlin" von Ananda und Urvasi Leone in das Haus, in dem ich wohnte. Für mich das Zeichen, mehr "vom Kopf in den Körper" zu kommen. Ich startete mit einer Yogalehrerausbildung.

Dann nahm mein Leben die nächste entscheidende Wendung:

Mit inzwischen über 40 Jahren kam ein Kind in mein Leben. Das größte und beste Geschenk und die lehrreichste Schule, die ich bis heute erfahre. Zu keiner Zeit in meinem Leben habe ich mehr gelernt darüber, wie ich selbst einengenden Vorstellungen und Verhaltensmustern folge und diese weitergebe. Und was es heißt, bedingungslos zu lieben.

Beruflicher Neuanfang

Ich lies mich zur Therapeutin (Gestalt­therapie, HP-Psychotherapie) ausbilden und begann in dem Feld der ambulanten Psychiatrie zu arbeiten: Beratung und Begleitung von Menschen mit seelischen Beeinträchtigungen und Nöten. Diese Arbeit erfordert eine hohe Flexibilität. Und Demut. Ich lernte viel über Wert- und Gering­schät­­zung, sowie Fehleinschätzung von Menschen. Über gesellschaftlichen Druck. Über misslingenden Kontakt in Behörden und Einrichtungen. Über Unzufriedenheit und unter- bzw. überfordert sein am Arbeitsplatz. Über Entmündigung. Über Krankheit und Gesundheit, körperlich, geistig und seelisch. Über Macht und Machtmissbrauch und über Ausgrenzung.
Ein hervorragendes Lernfeld zum Thema Leid in unserer Gesellschaft. Mein Blick hat sich hier weiter vertieft und geschärft, für meine ganz persönlichen Momente von Schmerz, für die Ursachen von Leid, für die der menschlichen Existenz mitgegebene Erfahrung von Getrennt Sein und die Sehnsucht nach Liebe, Angenommen Sein, Dazugehören.

 

Eine Begegnung mit Folgen

Im Jahr 2009 lernte ich Prof. Dr. Jon Kabat-Zinn, den Wegbereiter des Mindfulness-Based-Stress-Reduction Programms (MBSR - Stressbewältigung durch Acht­sam­keit) persönlich kennen. Diese Begegnung und die eigenen Erfahrungen mit dem MBSR-Programm begeisterten mich. Ich spürte: das ist der Ausweg aus ein­engen­den und leidvollen Strukturen und Prä­gun­gen. Entschlossene Praxis, täglich, folgte.

In Kursen und Trainings, die ich schon bald geben durfte, erlebte ich von Anfang an, wie Anspannung, Druck und Alltagssorgen der Teilnehmer*innen während nur eines Tages Übung beruhigt werden. Wie Wert­schät­zung, Aufmerksamkeit, Selbstvertrauen und die Fähigkeit zu konstruktiverer Kon­takt­ge­stal­tung zunimmt. Wie sich Gelassenheit und Klarheit über nächste Schritte ein­­stellen. Und so etwas wie innerer Frieden, in Berührung mit dem eigenen Leben.

Zahlreiche Forschungen auf dem Gebieten der Neurowissenschaften, Medizin und Psychologie bestätigten diese Wahr­neh­mungen.

Dann: Überforderung bis zur völligen Erschöpfung

Krankheit, Trennung, Alter, Tod - all das gehört zum Leben dazu. Es fällt uns schwer, diese Aspekte bereitwillig anzunehmen. Und wenn sie uns überraschen, dann wollen wir sie nicht haben.

Ich war perplex, als meine Ärztin "Er­schöp­fungs­syndrom" (Burnout) auf meiner Krank­schrei­bung vermerkte. Mein Körper zeigte schon eine Weile Symptome, die behandelt wurden, aber das hatte ich nicht erwartet. Das Gute: mir war sofort klar, dass diese Erfahrung für meine Arbeit mit Menschen außerordentlich wertvoll ist.

Ich nahm die Diagnose und die Kon­se­quen­zen ohne Hadern an. Wenngleich diese Zeit die Düsterste meines Lebens bis dahin war.

Tatsächlich habe ich mich - sehenden Auges - über einen längeren Zeitraum selbst massiv überfordert, die leise innere Stimme ignoriert, die immer wieder anklopfte, dem Außen mehr Bedeutung gegeben als ihr - das fast bis zur Selbstaufgabe. Und ein paar zusätzliche Unwägbarkeiten taten ihr Übriges.

Die kompromisslose Übung der Acht­sam­keit war meine Rettung. Ich wusste genau, was zu tun war. Damit konnte ich mich, Schritt für Schritt, innerlich aufrichten und gesund werden.

Mit Achtsamkeit mitten im Leben

Zunehmend öffneten sich neue Be­tä­ti­gungs­felder, u.a. in einer Bundesbehörde, in Yoga­lehrer­aus­bil­dungen in Wien und Berlin, in einem Forschungsinstitut, in der ge­mein­de­psy­chia­trischen Versorgung, einem Schulbuchverlag sowie private Angebote, Achtsamkeitskurse und -tage.

Was ich im Laufe der vielen Jahre Übung und Selbsterforschung begriffen habe:

Achtsamkeit kann das Leben radikal um­krem­peln, wenn sie mit Ent­schlossen­heit im eigenen Leben kultiviert wird. Selbst ein­schnei­denden, erschütternden Er­fah­run­gen können wir lernen, mit Wohlwollen und Akzeptanz zu begegnen, aus ihnen zu lernen und durch sie zu wachsen.

Ich erlebe mich jetzt verankert in (m)einem Mensch sein, von dem ich nicht wusste, dass es sich so friedlich, innerlich gefüllt, lebendig und im Einklang anfühlen kann. Jetzt weiß ich mit Haut und Haaren, buch­stäb­lich, was mein ZEN-Lehrer Willigis Jäger (Zen-Linie Leere Wolke) damit meinte, wenn er unermüdlich wiederholte: "Es geht darum, ganz Mensch zu sein."

Mein Herzensanliegen ist, diese wert­vollen Erfahrungen so weiterzugeben, dass möglichst viele Menschen die Lebensqualität, die Achtsamkeit durch Höhen und Tiefen hindurch bewirken kann, für sich selbst erfahren.

Mein Weg geht weiter.

Und vielleicht kreuzen sich die Wege ja irgendwann. Ihrer und meiner.

Bis dahin grüßt Sie herzlich

Brigitte Gerber

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